Als vor über 20 Jahren die Handy-Ära begann, war die Strahlung der kleinen, eingebauten Sender die größte Sorge vieler Nutze:innen in Bezug auf ihre Gesundheit. Die Frage, ob man durch Telefonieren Krebs bekommen könnte, beschäftigte viele. Doch bisher ist nichts Derartiges eingetreten. Dennoch treten heutzutage unerwartete Gesundheitsprobleme im Zusammenhang mit der Nutzung von Smartphones und Tablets auf, die sowohl Betroffene als auch Ärzt:innen vor neue Herausforderungen stellen. Bevor Beschwerden chronisch werden, ist es wichtig, auf diese 6 Anzeichen zu achten.
1. Handy-Krankheit: Smartphone-Akne
Wenn du beim Stichwort Übertragung von Krankheiten nur an Türklinken und Klobrillen denkst, übersiehst du möglicherweise eine heimtückische Brutstätte von Bakterien und anderen Keimen. Für eine in der Fachzeitschrift "The International Journal of Clinical Practice" vorgestellten Studie nahmen die Forscher:innen Abstriche von Handy-Displays. Sie fanden Staphylokokken, Streptokokken und andere potenzielle Krankheitserreger. Jedes 6. Handy ist mit Fäkalien-Spuren belastet, da es viele mit dem Händewaschen nach dem Toilettengang anscheinend nicht so genau nehmen. Mögliche Folgen für die Gesundheit: Pickel, Akne und Hautreizungen an jener Wange, die mit dem Gerät beim Telefonieren in Berührung kommt.
Was mache ich bei Smartphone-Akne?
Eigentliches Problem ist also nicht das Gerät, sondern mangelnde Hygiene. Wasche dir die Hände 30 Sekunden lang mit warmem Wasser und Seife. Anschließend gut abtrocknen und erst dann zum Handy greifen. Ist Händewaschen unterwegs nicht möglich, reinige das Telefon einmal am Tag mit einem Hygienespray oder antiseptischen Tüchern. Spray oder Tücher sollten weder Spülmittel noch Alkohol enthalten, um das Display nicht zu beschädigen. Und picklige Haut an der Wange behandelst du mit Zinksalbe, im Extremfall mit antibiotischer Salbe, die dir dein:e Ärzt:in verschreibt.
2. Handy-Krankheit: Tel-bogen oder Handy-Ellbogen
Probleme mit den Ellenbogen treten bekanntermaßen bei Tennisspieler:innen auf. Doch auch Vieltelefonierer können davon betroffen sein. Zu dem Ergebnis kommt eine US-Studie derCleveland Clinicin Ohio. Bemerkbar machen sich die Beschwerden in Form von Kribbeln im Unterarm und einem steifen Ellenbogengelenk sowie einem Taubheitsgefühl im kleinen Finger. Mediziner sprechen bei diesem Krankheitsbild vom Kubitaltunnel-Syndrom, umgangssprachlich Cellbow genannt, zusammengesetzt aus den englischen Begriffen Cell Phone (Mobiltelefon) und Elbow (Ellenbogen).
Was mache ich bei Handy-Ellbogen?
Der menschliche Ellenbogen ist nicht dafür gemacht, über längere Zeit in einer stark gebeugten Haltung zu verharren. Doch genau das passiert beim Telefonieren, wenn du dein Handy ans Ohr hältst. Falls du häufiger mal Gespräche führst, die länger als 10 Minuten dauern, ist ein Headset oder Bluetooth-Kopfhörer die einfachste und effektivste Lösung. Ist das für dich nicht möglich, wechsele mindestens alle 2 Minuten beim Telefonieren die Seiten, so dass der Arm zwischendurch entlastet wird.
3. Handy-Krankheit: SMS-Daumen
Ein weiteres orthopädisches Phänomen, das dem Cellbow ähnelt und das es früher nicht gegeben hat, äußert sich durch Schmerzen im Daumengelenk. In einer spanischen Studie amHospital Cruz Rojain Madrid untersuchten die Ärzt:innen Patient:innen, die unter vorzeitigem Verschleiß dieses Gelenks litten und stellten fest, dass häufiges Tippen von Kurznachrichten und Mails die Ursache ist. Aus dem Grund wird das Ganze als SMS-Daumen bezeichnet.
Was mache ich bei SMS-Daumen?
Dies Problem hat im Gegensatz zum Handy-Ellbogen nichts mit dem Telefonieren zu tun. Betroffene sind also durchaus in der Lage, ihr Smartphone zum Kopf zu führen. Steig deswegen vom Tippen auf Sprachbefehle und Voicemails um — mit Diensten wie Whatsapp und den Sprachassistenten deines Handys lassen sich die gesprochenen Nachrichten problemlos senden. Darüber hinaus geht es schneller, du sparst also außerdem einiges an Zeit ein. Allerdings sind die übermittelten Datenmengen größer!
4. Handy-Krankheit: Youtube-, iPhone- oder Video-Schulter
Schmerzen die Schultern, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass du zu viele Videos schaust und das Handy über einen längeren Zeitraum hinweg in einer für deinen Körper ungünstigen Stellung quer in den Händen hältst. Diese dauerhaft unnatürliche Armhaltung führt zu einer Verspannung der Schultermuskulatur.
Was mache ich bei einer Video-Schulter?
Wechsele die Handhaltung und reibe die betroffene Schulterpartie mit einer antirheumatischen Salbe ein, zum Beispiel mit Pferdesalbe & Teufelskalle von Fallea mit wohltuenden Wirkstoffen wie Rosskastanie und Arnika. Sind die Beschwerden nach 2 Wochen immer noch nicht abgeklungen, such deine:n Ärzt:in auf. Dann liegt vermutlich eine Entzündung vor.
5. Handy-Krankheit: Handy-Nacken
Tippen, Surfen, Daddeln — all das kann deinem Nacken erheblich schaden, warnen Experten der Deutschen Krankenversicherung (DKV). Je weiter du nämlich dabei deinen Kopf nach vorn neigst, desto größere Kräfte wirken auf die Halswirbelsäule. Beim Blick aufs Display lasten bis zu 27 Kilo auf Wirbeln, Muskeln, Bändern. Folge ist ein sogenannter Handy-Nacken, eine Überlastung der Muskeln in dem Bereich, verbunden mit Verspannungen und Schmerzen. Es drohen langfristig chronische Beschwerden und vorzeitige Abnutzung der Halswirbel. Lass es nicht dazu kommen!
Was mache ich bei einem Handy-Nacken?
Dehne 3-mal täglich deinen Nacken sanft mithilfe der unten gezeigten Dehn-Übung, um die Schmerzen verschwinden zu lassen. Beuge weiteren Problemen vor, indem du den Kopf künftig nicht mehr so weit nach vorn beugst und dein Handy weiter oben vor dem Gesicht positionierst. Noch viel besser: Leg es einfach ganz zur Seite und schreibe zur Abwechslung mal wieder einen Brief!
Elke Krüger
Mit dieser Übung dehnst du deinen Nacken
Die perfekte Übung gegen Handy-Nacken
Zu viel aufs Smartphone-Display gestarrt? Mit dieser Übung dehnst du deinen Nacken
A. Startposition: Aufrecht sitzen, hinter dem Kopf die Hände verschränken, um mit diesen fest gegen den Hinterkopf zu drücken.
B. Zugkraft: Kopf mit den Armen zur Brust ziehen. Position 5 Sekunden halten und den Kopf zurückführen. 5-mal wiederholen.
6. Handy-Krankheit: Handy-Sucht oder MAIDS
Wer schon nervös wird, wenn er sein Smartphone Zuhause vergessen hat, wenn der Akku leer ist oder der Netzempfang schlecht ist, sollte alarmiert sein. Oder wer sein Handy ständig in der Hand hält, um zu kontrollieren, ob eine Nachricht oder ein Anruf eingegangen ist, kann an einer Hand-Sucht bzw. an MAIDS leiden (Mobile and Internet Dependency Syndrome). Häufig gehören Zwangsstörungen und Depressionen zum Krankheitsbild.
Was mache ich bei einer Handy-Sucht?
Versuche Handy-freie Zeiten in deinen Tag zu integrieren. Teste langsam, spezielle Situationen auch ohne Smartphone zu bewältigen. Ist dir das unmöglich, kontaktiere in jedem Fall eine:n Ärzt:in oder Spezialist:in, der /die mit dir zusammen eine Therapie entwickelt. Kompetente Ansprechpartner sind zum Beispiel die Krankenkassen oder die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), die dir online oder Hilfe in deiner Nähe vermitteln können. Dein Haus-Arzt bzw. deine -Ärztin kann dir psychologische Unterstützung verschreiben, zögere nicht, dich anzuvertrauen.
Dein Handy kann dich wirklich beeinträchtigen. Deshalb ist es wichtig, auf die genannten Anzeichen von Handy-Nacken, MAIDS & Co. zu achten. Um zu verhindern, dass die Beschwerden schlimmer werden, ist es ratsam, im Zweifelsfall eine:n Ärzt:in aufzusuchen.
Erwähnte Quellen:
Effects of electronic device overuse by university students in relation to clinical status and anatomical variations of the median nerve and transverse carpal ligament. Eugenia Hoi Chi Woo PhD, Peter White PhD, Christopher Wai Keung Lai PhD. First published: 21 June 2017. https://doi.org/10.1002/mus.25697, zuletzt abgerufen am 26.06.2024
Gesundheitsredakteur
Rufus ist studierter Humanbiologe und kümmert sich um die Themenbereiche Gesundheit und Nachhaltigkeit. Außerdem ist er stets auf der Suche nach Männern, die erfolgreich abgespeckt haben und gerne ihre Story erzählen möchten.
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