VAN HAM Auktion | Nägel, soweit das Auge reicht (2024)

VAN HAM Auktion

Zu den Highlights des Evening Sales der Frühjahrsauktionen für Moderne und Zeitgenössische Kunst zählen zwei unverwechselbare Nagelbilder von Günther Uecker, die durch ihre Dynamik und Dimensionen beeindrucken. Die École de Paris wird von Serge Poliakoff vertreten, dessen abstrakte Komposition nicht nur durch eine umfassende Ausstellungshistorie überzeugt. Wer auf der Suche nach einem Werk mit humorvollem Charakter ist, wird bei der vierteiligen Arbeit von Martin Kippenberger fündig. Punkig wird es mit Kiki Kogelnik – ihre provokante Arbeit kann zu Recht als ein Hauptwerk der österreichischen Künstlerin bezeichnet werden.

Die Werke von Günther Uecker sind unverkennbar: Die dynamischen Nagelbilder sind Gemälde und Skulpturen zugleich. Für den ZERO-Künstler sind die Nägel eine Metapher für verschiedene menschliche Erfahrungen wie Schmerz, Verletzlichkeit und Transformation. Bei Van Ham kommen nun gleich zwei dieser ausdrucksstarken Nagelarbeiten zum Aufruf. Sie stammen aus einer Norddeutschen Sammlung und wurden beide direkt vom Künstler erworben. Die kraftvolle Komposition der „Lichtscheibe“ von 1998 entwickelt durch die starke Verdichtung im Zentrum eine dynamische Sogwirkung (Taxe: € 700.000 – 1.000.000). Sie ist ein wunderbares Beispiel, wie Uecker die Grenzen zwischen Bildhauerei und Malerei neu definiert – kein Wunder, dass seine Scheiben unter Sammlerinnen und Sammlern zu den gefragtesten Werken des Künstlers zählen. Auch die Arbeit „Weisser Wind“ von 1990 trägt die charakteristische Handschrift Ueckers. Auf dem ästhetischen, großformatigen Nagelbild bilden sich Wirbel und bewegte Strukturen, die den Betrachtenden an ein Getreidefeld im Wind erinnern lassen (Taxe: 300.000 – 500.000).

Aus der hochkarätigen Privatsammlung, aus der Van Ham im vergangenen Jahr bereits das Picasso-Gemälde „Buste de femme“ erfolgreich versteigerte, kommt nun auch Serge Poliakoffs „Composition grise“ zum Aufruf (Taxe: € 250.000 – 350.000). Das Werk aus der stilbildenden Werkphase der 1950er weist eine bedeutende Ausstellungshistorie inkl. vieler wichtiger Retrospektiven des Hauptvertreters der „Nouvelle École de Paris“ auf.

Zu den wichtigsten Vertretern der Berliner Avantgarde gehört Georg Tappert. Seine Frauendarstellungen der Berliner Halbwelt der 1920er Jahre markieren den Höhepunkt seiner künstlerischen Karriere. Zu diesen Motiven zählt auch die Tänzerin mit erhobenem Fächer – eine qualitätsvolle und farbintensive Arbeit, wie sie nur selten auf dem Auktionsmarkt zu finden ist (Taxe: € 50.000 – 70.000).

Die besondere Bedeutung des Gemäldes “Die Frau im Mann“ von Konrad Klapheck liegt in der seltenen Synthese der beiden zentralen Themen seiner bekannten Maschinenbilder, die bislang entweder männlich oder weiblich aufgeladen waren (Taxe: € 250.000 – 350.000). Das Großformat überzeugt durch seine museale Qualität und die kräftigen Grundfarben. Es stammt aus einer rheinischen Privatsammlung, aus welcher weitere bedeutende Arbeiten von K.O. Götz, Joseph Beuys oder Bernard Schultze offeriert werden.

Martin Kippenberger ist für sein vielseitiges Werk und seine provokativen, oft humorvollen Arbeiten bekannt. Mit einem Schmunzeln ist so auch die marktfrische Arbeit „Hans-Jesus M.“ von 1981 zu sehen, die aus vier Gemälden mit skurrilen Titeln wie „Reserviert für Oma“ oder „Der Freizeitknopf“ besteht (Taxe: € 120.000 – 180.000). Zu dem Werk liegt ein Zertifikat von November 2013 der Galerie Gisela Capitain / Estate Martin Kippenberger Köln vor.

Seit 20 Jahren führt Gerhard Richter den Kunstkompass, ein internationales Künstlerranking, an. So darf der bedeutende Künstler auch in keiner Auktion fehlen. Ein frühes Beispiel für Richters intensive Beschäftigung mit der Farbe Grau, die ihn zur Abstraktion führte, ist die Leinwand von 1973 (Taxe: € 200.000 – 300.000).

Aus dem Nachlass von Max Ernst und seiner Frau Dorothea Tanning stammen zwei Arbeiten von Pegeen Vail-Guggenheim, Tochter von Peggy Guggenheim und dem Dichter Laurence Vail. Die exzentrische Mutter mit ihrer Leidenschaft für moderne Kunst und deren Künstler haben großen Einfluss auf Vail-Guggenheims zu gleichen Teilen von naiver Kunst und Surrealismus geprägten Œuvre. Das kleine Gemälde von 1949 zeigt eine Anzahl junger, unbekleideter Frauen in einem bunten, wie von Matisse oder Miró in klaren Farben gestalteten Zimmer. Die scheinbar so ausgelassene Stimmung dieses unbetitelten Bildes bekommt eine andere Bedeutung, wenn man weiß, wie sehr die Künstlerin unter den ausschweifenden Eskapaden ihrer Mutter zu leiden hatte (Taxe: € 10.000 – 15.000). Vail-Guggenheim kennt Max Ernst aufgrund seiner kurzlebigen Ehe mit Peggy Guggenheim gut. Neben diesem Gemälde schenkt sie Ernst und seiner Frau auch eine kleine Zeichnung, die sie beiden widmet.

Ebenfalls aus dem Nachlass von Max Ernst und Dorothea Tanning kommen drei Arbeiten von William Nelson Copley, mit dem Ernst befreundet war. Die Arbeit „Horse Fair“ von 1955 ist ein wichtiges Frühwerk aus der stilbildenden Pariser Zeit und charakteristisch für Copleys provokativ-ironischen

Umgang mit gesellschaftlichen Wertvorstellungen (Taxe: € 60.000 – 80.000). Heute wird Copley für seinen herausragenden Beitrag zur Nachkriegsmalerei gefeiert, der eine einzigartige Verbindung zwischen dem europäischen Surrealismus und der amerikanischen Pop Art darstellt.

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